Bislang werden nur wenige Medizinprodukte im Sinne einer stofflichen Verwertung recycelt. Herkömmliche Verfahren basieren zumeist auf einer rein thermischen Behandlung in der Hausmüllverbrennung. Die metallischen Rückstände werden dabei nur in geringem Maße in Stahl und Bundmetalle sortiert. Das bedeutet, dass lediglich Medizinprodukte mit einem hohen Metallanteil partiell in den Wirtschaftskreislauf zurückgeführt werden können. Dabei gehen wertvolle Rohstoffe verloren.
Die Fraunhofer-Einrichtung für Wertstoffkreisläufe und Ressourcenstrategie IWKS und das IRED Institut für Recycling, Ökologie und Design bündeln ihr Knowhow in der Verwertung von medizinisch eingesetzten Produkten und starten die neue Kooperationsplattform «Medical Product Recycling Initiative» (MePPRI). Ziel der Plattform ist es, alle beteiligten Stakeholder – vom Anwender wie z. B. Krankenhäuser, über Entsorgungslogistiker und Recyclingunternehmen, bis hin zu Entscheidern aus der Politik – für das Thema zu sensibilisieren. Die Plattform dient dabei als Grundlage für den Wissenstransfer und die Erhebung von belastbaren Daten.
Bislang wird in Deutschland nicht genau erfasst, welche Arten und Mengen von Medizinprodukten mit welchem Recyclingpotenzial anfallen. Zudem fehlt es an klaren rechtlichen Rahmenbedingungen. So stehen hier Vorgaben zum Gesundheits- und Arbeitsschutz z. B. in Konflikt mit dem Kreislaufwirtschaftsgesetz und der Gewerbe-Abfallverordnung.
Auf der Plattform werden neue Ansätze geschaffen, um auf weitere Medizinprodukte z. B. Explantate, Endoskope und elektrophysiologische Geräte auszuweiten. Beide Institute bringen dafür nicht nur Erfahrung, Daten und Ausstattung ein, sie decken auch verschiedenste Aspekte des Recyclings ab: von der Analyse, über die Sortierung bis hin zum verwertungsoptimierten Re-Design von Medizinprodukten.
Um die Plattform mit Leben zu füllen und die Voraussetzungen für eine stoffliche Verwertung zu erarbeiten, setzen Fraunhofer IWKS und IRED folgende Maßnahmen um:
Im Rahmen der Identifikation von Stakeholdern wird eine Kooperation mit den Beteiligten aus den Bereichen Klinikversorgung, Klinikbetrieb, Logistik & Entsorgung sowie Recycling-Forschung angestrebt. Zudem werden spezifische “klinische” Altfstoffe im Rahmen existierender Entsorgungs- u. Verwertungsstrukturen sowohl erfasst als auch bewertet und wirtschaftliche Entsorgungskonzepte unter Mitwirkung der formalen Abfallerzeuger und Recycling-Partnerentwickelt. Darüber hinaus werden genehmigungsrechtliche Instanzen eingebunden und nationaler abfall‑, arbeits- und gesundheitsschutzrechtlicher Vorschriften evtl. angepasst. Außerdem erfolgt der Aufbau eines material‑, produkt- und herstellerübergreifenden sowie logistisch nachhaltigen Sammelsystems (Wertstofftonne «Klinik»), das die Vorgaben des Arbeits- und Gesundheitsschutzes erfüllt.
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