Seit Mai 2016 ist die Groschopp AG Mitglied bei der EHEDG (European Hygienic Engineering & Design Group). Angesichts der steigenden Anforderungen an die Hygiene und Sauberkeit von Anlagen und deren Komponenten entwickelt das Unternehmen Edelstahl-Motoren, die nach den aktuellen Vorschriften in puncto hygienische Sicherheit konstruiert sind. Die neue Baureihe basiert auf den bewährten Silver Line-Modellen des Unternehmens, die bereits seit einigen Jahren unter anderem in pharmazeutischen Anlagen sowie in der lebensmittelverarbeitenden Industrie erfolgreich eingesetzt werden.
„Mit unserer Mitgliedschaft bei der EHEDG wollen wir zur hygienegerechten Konstruktion von Anlagen für die Nahrungsmittelproduktion beitragen“, so Thomas Georg Wurm, Geschäftsführer von Groschopp. Die European Hygienic Engineering & Design Group (EHEDG) ist eine Expertengemeinschaft von Maschinen- und Komponenten-Herstellern, Fachleuten aus der Nahrungsmittelindustrie sowie von Forschungsinstituten und Gesundheitsbehörden. Die Organisation wurde 1989 mit der Absicht gegründet, das Bewusstsein für Hygiene bei der Verarbeitung und Verpackung von Nahrungsmitteln zu stärken. Kontinuierlich steigende Mitgliederzahlen bestätigen den Erfolg der EHEDG.
Antriebe halten mit den steigenden Hygiene-Anforderungen Schritt
Die Hygiene-Anforderungen an die industrielle Herstellung von Pharma‑, Lebensmittel- und Kosmetik-Produkten steigen kontinuierlich. Der Grund: Durch die Globalisierung und damit einhergehend die weite Verbreitung von Produkten für Menschen und Tiere kann eine Kontaminierung im Ernstfall weltweite Auswirkungen haben. Zwar gelten für die drei Branchen insgesamt recht unterschiedliche Regeln – im Hygiene-Bereich sind sie aber ähnlich bis identisch. So müssen die Unternehmen unter anderem Hygiene-Standards festlegen und ihre Einhaltung überprüfen, geeignete Produktionsstätten einrichten sowie die eindeutige Kennzeichnung und Rückverfolgbarkeit der Ware sicherstellen. Um den bestmöglichen Grad an Sauberkeit zu erreichen, werden die Produktionsanlagen mit aggressiven Reinigungsmitteln eingeschäumt und abgespritzt. „Herkömmliche Motoren halten diesen harten Bedingungen nicht stand“, so Sascha Krause, Produktmanager bei Groschopp. „Deshalb haben wir unsere neuen Edelstahlmotoren speziell für diese Einsatzbedingungen konzipiert.“
In der Arzneimittelproduktion sind die Vorschriften noch strenger als im Lebensmittelbereich. Sie betreffen nicht nur die Hygiene in der Fertigung, sondern auch die Produktqualität sowie den Abfüllprozess und die Vermarktung. Die Branche ist der am stärksten regulierte Industriesektor, denn Verunreinigungen oder Falschdosierungen in der Produktion können schnell weitreichende und ernsthafte Konsequenzen haben. Um Fehler so weit wie möglich auszuschließen, hat die Pharma-Industrie mit dem umfassenden Qualitätssicherungssystem GMP (Good Manufacturing Practice/Gute Herstellungspraxis) hohe Anforderungen definiert, denen sich alle Produzenten unterwerfen müssen. Sie sind in Gesetzen, Verordnungen und Leitfäden festgeschrieben, die von Regierungen und internationalen Organisationen herausgegeben werden – mit dem Ziel, sichere und wirksame Arzneimittel auf den Markt zu bringen. Nicht nur für die Pharma-Unternehmen selbst, auch für die Hersteller der Produktionsanlagen und deren Zulieferer wie Groschopp sind die GMP von großer Bedeutung. So fließen die Anforderungen beispielsweise in die Konstruktion der Motoren und Getriebe ein, die das Unternehmen für den Einsatz in dieser Branche fertigt.
Hygienisches Design ohne Ecken und Kanten
In Zusammenarbeit mit der EHEDG und in Anlehnung an die EHEDG Guideline Doc 8 entstanden robuste Antriebe, die den aktuellen Stand der Technik in Bezug auf hygienische Sicherheit erfüllen. Sie sind aus rostfreiem Edelstahl gefertigt, verfügen über die hohe Schutzart IP69K und sind hochbeständig gegen alle in der Pharmaindustrie eingesetzten Chemikalien sowie Reinigungsmittel, insbesondere chlorhaltige Medien. Alle Komponenten erfüllen die Hygienestandards der EHEDG, 3A und FDA. Die Motoren sind jedoch nicht nur besonders robust, sondern auch besonders reinigungsfreundlich konzipiert. So gibt es unabhängig von der Einbaulage keine ebenen Flächen; alle Innen- und Außenradien sind durchweg größer als 3 mm. Auch auf Schweißnähte und Unebenheiten durch die Verwendung von Schrauben wurde konsequent verzichtet. Die Rauheit der Oberfläche liegt unter Ra 0.8µm. „Dank des gezielten Designs ohne Ecken und Kanten nach Kriterien der EHEDG können sich Schmutznester gar nicht erst bilden und Bakterien, die sich im Laufe des Betriebs bilden, lassen sich leicht entfernen“, so Sascha Krause. Das sogenannte „Hygienic Design“ ist nicht nur für die Lebensmittelindustrie interessant, sondern generell für Bereiche mit aseptischen Produktionsprozessen, wie sie zum Beispiel in der Herstellung von pharmazeutischen Produkten zu finden sind. Es eignet sich außerdem für Reinräume, wie man sie beispielsweise in der Fertigung von elektronischen und optischen Bauelementen findet.
Technologieunabhängige Konstruktion
Die neuen Edelstahlmotoren werden technologieunabhängig erhältlich sein, sodass die Anwender je nach Applikation die passende Ausführung – als Synchron- oder Asynchronmotor wählen können. Jeder Motortyp wird auch im Hygienic-Design gefertigt und auf Wunsch mit einem EHEDG-Zertifikat ausgeliefert werden, sobald Groschopp das Zertifizierungsverfahren durchlaufen hat. Bei allen Ausführungen ist zudem eine Wasserkühlung realisierbar – so lässt sich gegenüber konvektionsgekühlten Antrieben die Effizienz deutlich erhöhen. „Bei traditionellen Edelstahlmotoren ist ab einer gewissen Abgabeleistung die Baugröße nicht wirtschaftlich. Zudem fehlt in den meisten Anwendungen der nötige Bauraum“, erläutert Sascha Krause. „Die Wasserkühlung löst dieses Problem, dadurch erschließen sich für die Edelstahlmotoren ganz neue Anwendungsgebiete. Unser Ziel ist es, den Markt für hygienische Antriebe voranzutreiben – nicht zuletzt mit einem guten Preis-Leistungs-Verhältnis.“
Innovation als Teil der Unternehmenskultur
Das Know-How für die Entwicklung der neuen Edelstahlmotoren zieht das Unternehmen unter anderem aus den Erfahrungen mit der bereits etablierten ESK-Reihe (Silver Line). Die ESK-Reihe besteht schon seit mehreren Jahren auf dem Markt und wird beispielsweise bei Transportanlagen in der lebensmittelverarbeiteten Industrie eingesetzt. Diese Motoren sind schon nach Hygienic Design Richtlinien konstruiert. Nun geht Groschopp mit der Erfüllung der EHEDG-Vorgaben einen Schritt weiter. „Das Spezialgebiet unseres Unternehmens sind innovative Motoren, Getriebe und Regler“, so Thomas Georg Wurm. „Alle unsere Produkte basieren auf eigener Grundlagenforschung. Unsere Entwicklungsabteilung ist direkt bei uns im Haus angesiedelt und verfügt über modernste Tools, einen speziell eingerichteten Musterbau und ein eigenes Labor – beste Voraussetzungen für Innovationen.“
Die neue Edelstahlbaureihe wurde der Öffentlichkeit erstmals auf der SPS 2016 präsentiert. Derzeit befinden sich verschiedene Varianten in der Bemusterung. Parallel zur Entwicklung der Motoren hat sich Groschopp bereits Gedanken über ein neues Schneckengetriebe gemacht, das ebenfalls den hohen Anforderungen der EHEDG entspricht. „Es gibt in diesem Bereich noch viel Potenzial, das wir nach und nach ausschöpfen wollen“, so Sascha Krause.