Bildung ist ein wichtiges Gut – für die gesamte Gesellschaft, aber auch für jeden Einzelnen. Doch wo erfahren junge Menschen, welches Wissen sie im Beruf benötigen und auf welche Fähigkeiten es bei der Arbeit ankommt? Und wie lässt sich der betriebliche Alltag realitätsnah simulieren? Das alles erfuhren 14 Schülerinnen und Schüler des Hans-Böckler-Berufskollegs (HBBK) aus Marl kürzlich in der Ausbildung des Bergkamener Bayer-Standortes, die sie eine Woche lang für eigene Versuche nutzen konnten. Im Gegenzug machen sich Bayer-Auszubildende demnächst auf den Weg nach Marl – womit die seit vielen Jahren praktizierte Kooperation eine neue Qualität erhält.
„Wir haben uns vorgenommen, junge Menschen noch gezielter auf die speziell in den naturwissenschaftlich geprägten Berufen stetig steigenden Anforderungen vorzubereiten“, verdeutlicht Karl Heinz Grafenschäfer, Ausbildungsleiter bei Bayer in Bergkamen. Davon profitieren insbesondere die Bayer-Azubis. Sie werden in diesem Jahr in den Laboren des HBBK ein völlig neues Aufgabengebiet kennenlernen: Techniken zur Vermehrung von Zellkulturen und zum Teilen von Krebszellen. „Damit erhalten sie zugleich Einblick in moderne Methoden der Krebstherapie und können somit Innovation durch praktische Versuche selbst erfahren“, erklärt Dr. Karl-Heinz Brühl, Projektleiter Biologie am HBBK.
Bevor die Auszubildenden erstmals Gelegenheit erhalten, ihr Wissen auf dem Gebiet der Humanzellen zu erweitern, stand zunächst der Besuch der Schülerinnen und Schüler aus Marl auf dem Programm. Diese übten sich bei Bayer in der Herstellung von Citronensäure und stellten aus nachwachsenden Rohstoffen verschiedene Substanzen her, die sich für pharmazeutische Zwecke nutzen lassen. Dabei erfuhren die angehenden Biologisch-Technischen Assistenten unter anderem, was bei der Produktion pharmazeutischer Wirkstoffe zu beachten ist. Beispielsweise bei der Probenahme und ‑aufbereitung, der Vermehrung von Mikroorganismen und der toxikologischen Bewertung von Substanzen. „An der Schule fehlt uns für solche Versuche die Ausstattung. Partner wie Bayer sind daher für uns unverzichtbar“, betont Dr. Karl-Heinz Brühl.
Anhand geeigneter Aufgaben aus den Bereichen Bioverfahrenstechnik und Mikrobiologie haben die jungen Menschen außerdem hautnah erlebt, was es bedeutet, handlungs- und problemorientiert vorzugehen und als Team zu arbeiten. „Genau darauf kommt es später im Beruf an“, hebt Karl Heinz Grafenschäfer hervor. „Hat Gruppenarbeit im betrieblichen Umfeld doch eine viel größere Bedeutung als in der schulischen Ausbildung.“ Bestens vertraut sind die HBBK-Schülerinnen und Schüler dagegen bereits mit den Standards der pharmazeutischen Produktion – beispielsweise dem Arbeiten unter sterilen Bedingungen. Davon können sich die Bayer-Azubis in wenigen Wochen bei ihrem Gegenbesuch in Marl überzeugen.