Seit einem Jahrzehnt bietet die NovoNox KG mit Sitz in Markgröningen Maschinenbauteile aus hochwertigem und korrosionsbeständigem Edelstahl. Zudem erobert das Unternehmen mit einem breiten Angebot spezieller Norm- und Bedienteile nach Hygienic Design sowie erstklassigen Lösungen für hygienesensible Fertigungsbereiche den Markt. Nachgefragt: Im Gespräch mit Geschäftsbereichsleiter Jürgen Leuze.
PROZESSTECHNIK: Herr Leuze, seit nunmehr 10 Jahren behauptet sich die NovoNox KG mit dem Angebot hochwertiger Schraub- und Bedienteile inklusive einer innovativen Hygienic-Design-Linie erfolgreich am Markt.
Jürgen Leuze: Es stimmt, NovoNox konnte im vergangenen November bereits das zehnjährige Jubiläum feiern. Wir sind allerdings Teil einer größeren Unternehmensgruppe, die seit nahezu 100 Jahren sehr erfolgreich am Markt agiert. 2006 fiel die Entscheidung, NovoNox als Spezialist für hochwertige Komponenten und spezielle Kundenapplikationen zu separieren. Somit wurde ein weiterer Anbieter von hochwertigen Edelstahlteilen und anderen nicht korrodierenden Teilen am Markt platziert.
PT: Welche Branchen sprechen Sie mit dem speziellen Angebot im Hygienebereich an?
Leuze: Wir fokussieren uns auf Anlagenbetreiber und Anlagenhersteller in der Lebensmittelindustrie, der Pharmazie und der Medizin. Der Anlagenbauer kann mit dem Einsatz unserer Produkte geltende Hygienevorschriften und CE-Kennzeichnungen einhalten. Der Anlagenbetreiber gewinnt Produktsicherheit und Anlagenverfügbarkeit. Als willkommener Nebeneffekt gestaltet sich die tägliche Reinigung der Anlagen, die mit dem Einsatz unserer Komponenten wesentlich einfacher und sicherer wird.
PT: Die Komponenten zeichnen sich durch höchste Qualität aus, doch was macht NovoNox darüber hinaus zu einem besonderen Anbieter?
Leuze: Wir punkten durch faire und kooperative Vorgehensweisen im Umgang mit Kunden. Diese Eigenschaften wurden NovoNox praktisch mit in die Wiege gelegt. Daneben zählen Liefertreue, hohe Beratungskompetenzen und erstklassige Serviceleistungen zu unseren Stärken.
PT: Was bedeutet dies insbesondere in Hinblick auf die von Ihnen angesprochenen Beratungskompetenzen?
Leuze: Geboten wird eine sehr kompetente technische Beratung. Wir hören Kunden und Interessenten genau zu und gehen explizit auf die jeweiligen Problematiken, Anforderungen und Belange im Unternehmen unserer Kunden ein. Aufgrund unserer langjährigen Erfahrungen aus dem Maschinen- und Anlagenbau können wir uns bestens in die Aufgabenstellungen der Kunden hineindenken. Daraus resultieren praktikable Lösungen, durch deren Umsetzung alle Beteiligten den gesteckten Zielen näher kommen.
Speziell für NovoNox möchte ich zudem die außerordentliche Innovationsfreudigkeit hervorheben. Sie führte zu unseren Neuentwicklungen im Bereich Hygienic Design und schließlich auch zu der sehr erfolgreichen Kooperation mit Freudenberg Sealing Technologies. Hieraus resultieren spezielle Produkte nach Hygienic USIT®. Dabei handelt es sich um neuartige Dicht- und Unterlegscheiben von Freudenberg mit speziell abgestimmten Schraubsystemen von NovoNox, die zu einer revolutionären und einzigartigen Dichtungs- und Verbindungstechnik aus einem Guss führen.
PT: Im Kampf gegen Keime und Partikel spielen Komponenten nach Hygienic USIT inzwischen eine herausragende Rolle. Worum geht es bei den Sonderapplikationen?
Leuze: NovoNox war schon immer ein Spezialist für Sonderteile. Auch heute noch trägt dieser Sektor nicht unerheblich zum Gesamtumsatz bei. Die Kooperation mit Freudenberg entstand vor etwa fünf Jahren, als Freudenberg eine neuartige, hygienische Dichtung auf den Weg brachte, während am Markt damals jedoch keine hierfür optimierte Schraube bzw. Mutter zur Verfügung stand. Speziell zur Dicht- und Unterlegscheibe Hygienic USIT von Freudenberg entwickelte NovoNox dann ein optimal darauf abgestimmtes Schraubsystem. Werden beide Produkte miteinander kombiniert, steht für den hygienesensiblen Bereich erstmals ein Schraub- und Dichtsystem zur Verfügung, dass allen in diesem Bereich gestellten Anforderungen absolut gerecht wird.
PT: Welche Eigenschaften führen beim maschinellen Einsatz zur bestmöglichen Erfüllung der gewünschten, hohen Hygieneanforderungen?
Leuze: Dazu führen eine Reihe an Kriterien: So muss der Bund der Schraube eine bestimmte geometrische Form und Abmessungen aufweisen, welche die 100-prozentige Funktionsweise der Dichtung sicherstellt. Die Oberfläche des Schraubsystems garantiert zudem, dass die Dichtung mit dem Anziehen der Schraube ungehindert nach außen fließen kann. Last but not least ist es erforderlich, dass die komplette Geometrie den geltenden Richtlinien der EHEDG sowie Gesetzgebung zur Einhaltung der Hygiene entspricht.
PT: Zu den wichtigsten Anforderungen im maschinellen Bereich hygienesensibler Produktionen zählt also, absolute Dichtigkeit herzustellen?
Leuze: Genau das ist die Herausforderung. Stellen Sie sich eine normale Schraubverbindung vor. Selbst bei maximal möglichem Anzugsmoment lässt sich ein Spalt an der Schraubenkopfauflage nicht verhindern. Genau an dieser Stelle sorgt die Kapillarwirkung dafür, dass Produktreste oder Reinigungsflüssigkeit regelrecht unter den Schraubenkopf gesogen werden. Sind diese Fremdstoffe erst einmal unter dem Schraubenkopf, wird das Gewinde binnen kürzester Zeit ebenso kontaminiert. Fließt im Laufe der Zeit aus einer Schraubstelle eine undefinierbare Flüssigkeit heraus und dann in den produktführenden Bereich, so kann es zu größtmöglichen Schäden bis hin zu Rückrufaktionen kontaminierter Produkte kommen.
PT: Mit der Hygieneverschraubung von NovoNox gehören solche unerwünschten Szenarien der Vergangenheit an?
Leuze: Mit dem Einsatz von Komponenten nach Hygienic USIT® lassen sich – korrekte Anwendung vorausgesetzt — solche Risiken verhindern. Die Dichtung schließt umlaufend und ist bis 150 bar druckstabil. Dies wird hauptsächlich dadurch erreicht, dass in der Dichtung gleich die Unterlegscheibe integriert ist. Mit dem Anziehen der Schraube ist somit sichergestellt, dass diese auf Block angeschraubt werden kann. Es kann das maximale Anzugsmoment aufgebaut werden, ohne dass die Dichtung hierbei überstrapaziert wird. Somit bleibt es nicht dem Zufall überlassen, wie stark eine separate Dichtung mit dem Anziehen gequetscht wird.
PT: Hinter den Komponenten steht ein entsprechend langer und aufwändiger Entwicklungsprozess. War das ein Risiko für die NovoNox KG?
Leuze: Das war es, denn keiner wusste damals, ob und wie das Produkt vom Markt angenommen wird. Wir konnten auch nicht einschätzen, ob Unternehmen mit hygienesensiblen Produktionsbereichen bereit sind für eine solche Innovation oder eventuell doch weiter auf altbewährte Systeme setzen. Wirtschaftliche Gesichtspunkte wie etwa Jahresverbräuche und Überlegungen, welche Größen und Längen der Komponenten auf Lager gelegt werden, blendeten wir zunächst einmal aus, da sie nicht einschätzbar waren. Aufgrund der enormen Vorteile für Anwender war NovoNox von dem neuen System allerdings zu 100 Prozent überzeugt und damit auch von der erfolgreichen Einführung.
PT: Innovative Produkte werden nur sehr selten zum Selbstläufer. Wie schwierig war es, die neuartigen Edelstahlkomponenten dominant am Markt zu platzieren?
Leuze: Die Marktbearbeitung war mit sehr viel Einsatz und Engagement verbunden. So wurden Musterteile zum Test angeboten, Vorführungen bei Anwendern vor Ort durchgeführt und Verantwortliche und Mitarbeiter in den Bereichen Instandhaltung und Einkauf ausführlich informiert. Bis es zu ersten beachtlichen Umsatzgrößen kam, verging fast ein ganzes Jahr. Dann aber nahm die Nachfrage umso mehr an Fahrt auf. Da die Vorteile und der Sicherheitsgewinn von diesem Schraub- und Dichtsystem erkannt wurden, hat sich das Produkt bei Anwendern inzwischen bestens etabliert. Heute gehören sowohl die kleinen Anwender wie örtliche Bäckereien, als auch namhafte Großunternehmen zu unseren Kunden. Hinzu kommt, dass die neuartigen Schraub- und Dichtsysteme nun auch in anderen Bereich eingesetzt werden, die anfangs von uns so nicht erschlossen wurden. So wird die neue ICE-Generation der Deutschen Bahn mit den speziellen Hutmuttern und der Dichtscheibe ausgestattet. Hier natürlich nicht aus hygienischen Gründen, sondern zur Bewältigung alltäglicher Aufgabenstellungen. So können zum Beispiel Abdeckungen absolut wasserdicht verschraubt werden. Damit tritt dann beispielsweise kein Kondenswasser ein, das innenliegende Bauteile korrodieren lässt.
PT: NovoNox Sicherheitskomponenten stehen aufgrund ihrer hygienischen und totraumfreien Eigenschaften inzwischen auch auf den einschlägigen Branchenmessen im Mittelpunkt des Interesses. Ist das Bewusstsein für Keim- und Kontaminationsproblematiken in der letzten Zeit spürbar gestiegen?
Leuze: Das lässt sich definitiv mit „Ja“ beantworten. Der Endkunde will Sicherheit und Anlagenverfügbarkeit, hingegen will er Rückrufaktionen unbedingt vermeiden. Daher bekommen Sicherheitsaspekte einen immer größeren Stellenwert. In den USA ist das Schraub- und Dichtsystem übrigens im Rahmen strenger Hygieneanforderungen nach USDA-Zertifizierung bereits vorgeschrieben. Daher haben wir unser Lieferprogramm sukzessive ausgebaut und bieten diesbezüglich auch Flügelgriffe, Pilzknöpfe, Bügelgriffe, Dünnschaftschrauben zur Einhaltung der EU-Norm, Klemmhebel, Kugelkopfschrauben, Hutmuttern und Stellfüße. Dichtungen gibt es zwischenzeitlich in EPDM blau und weiß und Fluoroprene XP45 blau, damit alle Anwendungsgebiete abgedeckt sind. Für sehr viele Anwendungsfälle können wir sowohl Bedienteile, als auch Befestigungsteile in Hygienic Design und Hygienic USIT liefern. Daneben decken wir auch die EU-Norm für Hygiene und gleichzeitig Unverlierbarkeit ab. Ein eigener Werkzeugbau garantiert zudem höchste Qualität „made in germany“ und speziell entwickelte Werkzeuge von NovoNox schützen Verbindungselemente mit empfindlichen Oberflächen. Sie verhindern zuverlässig Beschädigungen und das Verkratzen der empfindlichen Oberflächen von Verbindungselementen.
PT: Gibt es bereits Pläne für weitere Entwicklungen?
Leuze: Wir haben eine Vielzahl weiterer Entwicklungen in der Pipeline. So werden wir zeitnah einen Maschinenstellfuß nach Hygienic USIT realisieren. Der Drehriegel wird komplett aus Edelstahl 1.4404 gefertigt und beidseitig abgedichtet. Damit hält er die EU-Norm 2006/42/EG ein (Unverlierbarkeit der Schraube) und entspricht gleichzeitig der Anforderungen nach Hygienic- Design. Daneben richten wir unser Augenmerk auf die Erschließung weiterer Märkte, wie etwa Branchen mit maritimen Hintergrund, der Fahrzeugindustrie, Reinräumen und Laboratorien sowie Sonderfahrzeugen, der Wasseraufbereitung und sicher auch der Luft- und Raumfahrtindustrie. Bereiche also, die auf dichte Schraubverbindungen angewiesen sind und mit Problemen der Unterwanderung von Schraubenköpfen, Festsitzen der Gewinde, Kondensatbildungen und Verschmutzungen des Innenlebens konfrontiert sind. Mit Hygienic USIT — auf den jeweiligen Bedarfsfall angepasst — gehören diese Probleme der Vergangenheit an.
PT: Wo sehen Sie die NovoNox KG in der Zukunft und explizit nach weiteren 10 Jahren?
Leuze: Zweifelsfrei wächst die Akzeptanz in der Lebensmittelindustrie und anderen hygienesensiblen Branchen hinsichtlich des Einsatzes von Komponenten nach Hygienic Design und Hygienic USIT erkennbar. Dennoch wird auch in Zukunft weitere Überzeugungskraft nötig sein. Sie steht daher im Mittelpunkt unserer künftigen Tätigkeit. Auf die anstehenden Arbeiten im Entwicklungsbereich freue ich mich, denn jede Herausforderung stellt uns vor neue Aufgaben. So stehen auch im kommenden Jahrzehnt alle Zeichen auf der Realisierung und Umsetzung neuer, innovativer Produkte für hygienesensible Produktions- und Fertigungsverfahren inklusive der Bereitstellung ausgeklügelter Lösungskonzepte. Und wer weiß, vielleicht wird schon bald eine weitere, wegweisende Produktneuheit aus dem Hause NovoNox den Markt erobern.