Merck, ein Wissenschafts- und Technologieunternehmen, hielt seine 24. ordentliche Hauptversammlung in der Frankfurter Jahrhunderthalle ab. Nachdem Dr. Stefan Oschmann, Vorsitzender der Geschäftsleitung der Merck KGaA, kurz das Jubiläumsjahr 2018 rekapituliert hatte, stellte er den Aktionären die Pläne des Unternehmens für künftiges Wachstum vor.
„Wissenschaft und Technologie verändern unsere Welt in rasantem Tempo und wir bei Merck gestalten diesen Wandel mit. Wissenschaft ist das Herzstück unserer Arbeit“, sagte Oschmann. „Das geschäftlich anspruchsvolle Jahr 2018 haben wir gut gemeistert. 2019 wollen wir jetzt bei allen wichtigen Kennzahlen, also bei Umsatz, EBITDA pre und EPS pre, wieder wachsen. Unsere Ziele sind anspruchsvoll, aber machbar, denn wir haben uns eine gute Ausgangslage erarbeitet.“
Wie bereits Anfang März berichtet, erzielte Merck 2018 einen Umsatz von 14,8 Mrd. €, eine Steigerung von 2,2 %. Das EBITDA pre, die wichtigste Ertragskennzahl von Merck, ging um –10,5 % auf 3,8 Mrd. € zurück, zu einem großen Teil bedingt durch negative Währungseffekte. Das für die Höhe der Merck-Dividende maßgebliche Ergebnis je Aktie pre (EPS pre) sank 2018 zwar um –13,9 % auf 5,10 €. Im Sinne der Dividendenkontinuität schlägt Merck der Hauptversammlung dennoch eine Dividendenzahlung in Vorjahreshöhe von 1,25 € je Aktie vor.
Dabei hat die Firma auch seine langfristigen Ziele klar formuliert und fest im Visier. Im Unternehmensbereich Healthcare will Merck bis 2022 rund 2 Mrd. € jährlichen Umsatz mit neueingeführten oder derzeit noch in seiner Biopharma-Pipeline befindlichen Medikamenten erzielen. 2018 hat Merck mit seinen beiden neuen Medikamenten, dem Krebsmedikament Bavencio sowie Mavenclad zur Behandlung von Multipler Sklerose, 160 Mio. € erlöst. Ende März 2019 erfolgte für Mavenclad die Zulassung der US-amerikanischen Zulassungsbehörde FDA (Food and Drug Administration) und somit im größten regionalen Einzelmarkt für das Medikament. Auch für Bavencio hat Merck weitere Zulassungen beantragt. So prüfen die Behörden in den USA, Europa und Japan die Zulassung für Bavencio in Kombination mit Pfizers Inlyta zur Behandlung von Patienten mit fortgeschrittenem Nierenzellkarzinom. Ein wichtiger Baustein in der Strategie von Merck im Healthcare-Bereich ist zudem die im Februar vereinbarte Partnerschaft mit GlaxoSmithKline zur gemeinsamen Entwicklung und Vermarktung der von Merck stammenden Immuntherapie Bintrafusp alfa (M7824), die sich derzeit in der klinischen Prüfung befindet. Die Vereinbarung hat einen potenziellen Gesamtwert von bis zu 3,7 Mrd. €. Insgesamt laufen oder beginnen mit der neuartigen Immuntherapie in diesem Jahr acht Programme der klinischen Entwicklung.
Mit seinem Life-Science-Unternehmensbereich will Merck weiterhin schneller wachsen als der Markt. Vor allem im Geschäft mit Pharmaunternehmen, das schwerpunktmäßig in der Geschäftseinheit Process Solutions angesiedelt ist, sieht Merck großes Potenzial. Eine wichtige Rolle spielt auch der Online-Handel, mit dem Life Science bereits einen großen Teil seines Umsatzes erzielt. Merck investiert zudem in Wachstumsfelder wie die Bioprozesstechnik für die Herstellung von Arzneimitteln. Dabei forciert das Unternehmen vielversprechende neue Technologien, wie zum Beispiel die BioContinuum-Plattform. Mit ihr will Merck den aufwändigen Herstellungsprozess biologischer Medikamente für seine Kunden in den kommenden Jahren deutlich vereinfachen und beschleunigen, indem bisher getrennte Schritte zu einem durchgängigen Prozess verknüpft werden.
Im Unternehmensbereich Performance Materials will Merck seine Position als ein führender Lösungsanbieter für die Elektronikindustrie ausbauen. Nach 2019 will das Unternehmen hier beim Umsatz im Schnitt um 2 bis 3 % jährlich zulegen. Am 12. April unterzeichnete Merck eine endgültige Vereinbarung zum Erwerb von Versum Materials für 53 US-Dollar je Aktie. Die Transaktion soll Performance Materials entscheidend stärken. Das US-Unternehmen Versum ist einer der weltweit führenden Anbieter von innovationsgetriebenen, hochreinen Prozesschemikalien, Gasen und Ausrüstungen für die Halbleiterfertigung. Die Transaktion wird voraussichtlich in der zweiten Jahreshälfte 2019 abgeschlossen, vorbehaltlich der Zustimmung der Versum-Aktionäre bei einer außerordentlichen Hauptversammlung, der behördlichen Genehmigungen sowie der Erfüllung anderer üblicher Vollzugsbedingungen. „Mit Versum erweitern wir unser Angebot. Unsere Kompetenzen ergänzen sich hervorragend. Gemeinsam können wir unseren Kunden mehr bieten. Das ist sehr wichtig, denn die digitale Revolution hat gerade erst begonnen und wir wollen sie weiter deutlich vorantreiben“, so Oschmann vor den Aktionären.