Prozessoptimierung als Investition in den Klimaschutz: Bayer setzt in der Pflanzenschutzmittelproduktion am Standort in Dormagen künftig verstärkt auf Lösemittel-Recyclate, die vom bayerischen Qualitätsdestillateur Richard Geiss aus Offingen bei Günzburg stammen. Damit senkt Bayer den Bedarf an neuproduzierten Lösemitteln.
„Für uns ist das ein weiterer Schritt in die richtige Richtung. Wir setzen uns für eine nachhaltige Produktion ein. Dazu zählt, dass wir laufend die Prozesse optimieren und nach Möglichkeiten suchen, den CO2-Ausstoß zu minimieren um nachhaltig Circular Economy zu leben“, sagt Mark Klimm, Global Sourcing Manager bei Bayer für die Division Crop Science.
Eine solche Prozessoptimierung ist Bayer jetzt in einem gemeinsamen Projekt mit der Richard Geiss GmbH in Offingen gelungen. Das Familienunternehmen zählt europaweit zu den führenden Unternehmen im Recycling von Lösemitteln für die chemische und pharmazeutische Industrie. Seit acht Jahren bereitet der Spezialist aus Bayern bereits für die Division Crop Science von Bayer Lösemittel auf. In einem perfekt aufeinander abgestimmten Recycling-Kreislauf nimmt die Richard Geiss GmbH in Dormagen die Altwaren auf und bereitet in den eigenen Destillationskolonnen in Offingen die Lösemittel so auf, dass die Recyclate immer wieder neu verwendet werden können. Dank modernster Destillationstechnologie gelingt es den Aufbereitungsspezialisten aus Bayern, in einem vierstufigen Destillationsprozess Recyclate zu gewinnen, die über dieselbe Güte wie Frischware verfügen.
„In den vergangenen acht Jahren der Zusammenarbeit hat sich gezeigt, dass wir uns voll und ganz auf den Service, aber auch auf die Lösemittelqualität unseres Lieferanten verlassen können“, sagt Karl-Heinz Schenk, Logistics bei Bayer.
Bayer profitiert im eigenen Prozess nicht nur von der höchsten Lösemittelqualität der Recyclate, sondern auch vom umfassenden Service- und Logistikkonzept, das maßgeschneidert auf die Bedürfnisse angepasst wurde. Weil der Verbrauch und Bedarf an Lösemitteln saisonal sehr stark schwankt, hätte uns diese Einschränkung jeglicher Flexibilität beraubt. Da war klar, dass wir unserem Kunden eigene Lösungen anbieten müssen“, sagt Bastian Geiss, der geschäftsführende Gesellschafter bei Richard Geiss.
Am Ende hat sich Bayer für den Geiss-Full-Service entschieden, das bedeutet, dass Container auf dem Firmengelände in Offingen gelagert und auf Abruf bereit stehen. Je nach Dringlichkeit erfolgt der Containertransport ausschließlich über den eigenen Fuhrpark der Richard Geiss GmbH oder in Kombination mit der Güterverladung über den Umschlagsbahnhof in Köln.
So ist ein rundum flexibles Versorgungssystem entstanden, das Bayer eine hohe Versorgungs- und vor allem auch Preissicherheit bietet. „Durch die Kooperation mit Richard Geiss haben wir stets die Gewissheit, dass die in bestimmten Produktionsprozessen eingesetzten Lösemittel in ausreichender Menge vorrätig sind. Durch die Umstellung auf 100 % Recyclat sind wir außerdem nicht mehr wie bisher von schwankenden Rohstoffpreisen oder Versorgungsengpässen des Frischwarelieferanten abhängig“, erklärt Tarik Bourrouag, Industrial Sales Manager Europe & ROW bei der Division Crop Science von Bayer.
Bei Richard Geiss hat man sich voll und ganz auf die wechselnden Bedürfnisse der Kunden eingestellt und entsprechend die Kapazitäten erweitert. Das Unternehmen hat gerade erst fast zwei Millionen Euro in die Erweiterung ihrer Lösemittelaufbereitungsanlage in Offingen investiert und nach zweijähriger Planung zwei Destillationskolonnen in Betrieb genommen. So kann der Spezialist jedes Jahr 7.000 Tonnen mehr an Lösemitteln aufbereiten.
„Die Kapazitätserweiterung bringt uns auch ein Plus an Flexibilität. Das ist auch dringend nötig, denn man kann nie im Voraus sagen, wie umfangreich die jeweiligen Destillationskampagnen für unsere Kunden sind“, sagt Alexander Just, Prokurist und Vertriebsleiter der Richard Geiss GmbH.
„Mit dem gemeinsamen Projekt mit Bayer haben wir einen Benchmark in der Lösemittelaufbereitung in der chemischen Industrie gesetzt. Und in der Branche hat sich längst herumgesprochen, dass wir gerade erst die Kapazitäten erweitert haben“, so Bastian Geiss.